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Lindenstraße Ludwigsburg: Kein Geld für eine denkmalgeschützte Allee?


Die Lindenstraße gehört zu den 23 Ludwigsburger Alleen, die neben Gebäuden zu den geschützten Kulturdenkmälern der Stadt zählen und, wie das Landesdenkmalamt schreibt, ein unverzichtbarer Bestandteil der barocken Ludwigsburger Stadtgestalt sind.
Sollte die jetzt vorgesehene Sanierung der Straße realisiert werden, müßte sie aus der Denkmalliste verschwinden, so wie das ehemalige Postgebäude, die heutige Wilhelmgalerie, denn eine einreihige Baumpflanzung in der Mitte der Straße ist nach deutschem Sprachgebrauch keine Allee. Die Lindenstraße war schon im Legerschen Alleen-Plan aus dem Jahr 1726 enthalten, realisiert wurde sie unter Herzog Karl Eugen nach 1745.

Der Leger-Plan von 1726: deutlich zu erkennen sind die Innenstadtstraßen mit den Alleenanpflanzungen. Oben der FavoriteparkDer Leger-Plan von 1726: deutlich zu erkennen sind die Innenstadtstraßen mit den Alleenanpflanzungen. Oben der FavoriteparkWenn gesagt wird, daß die Lindenstraße seit langer Zeit (wahrscheinlich seit ca. 1950) mit einer Baumreihe existiert, möchte ich auf 2 Tatsachen hinweisen:
1. Ende des 19. Jahrhunderts war sie laut Bildern völlig kahl, also bräuchten wir eigentlich gar keine Bäume mehr pflanzen und würden dadurch sehr viel Geld sparen.
2. Die Lindenstraße ist die Verlängerung des Kaffeebergs, der bis zum Jahr 2008 ebenfalls mittig bepflanzt war. In der damaligen Sanierungsdiskussion war die Wiederherstellung der historischen Lindenallee völlig selbstverständlich, diskutiert wurde nur über den Straßenbelag, Asphalt oder Pflaster.
Der Historische Umbau des Kaffeebergs wurde damals damit begründet, daß die Sichtachse zwischen Schloßpark und Obelisk auf dem Holzmarkt wiederhergestellt werden sollte. Der Obelisk stammt in seiner heutigen Gestalt aus dem Jahr 1954. Es spricht nichts dagegen, den barocken Planungsgrundsatz der „Sichtbeziehungen“ im Jahr 2016 „angemessen“ weiterzuentwickeln und ein schon lange fälliges Denkmal für berühmte Ludwigsburgerinnen am westlichen Ende der Lindenstraße aufzustellen, wobei selbstverständlich nur verstorbene Personen wie z.B.Tony Schumacher oder Elfriede Breitenbach infragekommen. Der Platz ist vorhanden, es fehlt nur die Kreativität beim Denken!

Bei einer Gehwegbreite von 4,80 Metern ist der notwendige Abstand der Linden zu den Häusern verfügbar. Im übrigen sind gerade Linden sehr artenreich, schattenverträglich und resistent gegen Schadstoffe.
Alle übrigen Ziele der Straßensanierung sind also auch mit einer historischen Allee zu erreichen, sei es die Verbindung zu Marktplatz, Wilhelm- und Mathildenstraße oder die kundenfreundliche Gestaltung der Gehwege. Der Einzelhandel hat sogar eine Fußgängerzone in die Diskussion eingebracht.
Im "Konzept zum Klimawandel in Ludwigsburg" ist die Neupflanzung von Bäumen als besonders wichtig zur Bewältigung der Folgen der Erwärmung genannt. Die gesamte Innenstadt zwischen Marstallcenter und Karlstraße ist laut Klimaatlas des Regionalverbandes klimatisch sanierungsbedürftig, das heißt, daß Grün in jeglicher Form fehlt. Die Einbindung dieser Erkenntnisse in die Stadtplanung ist bisher nicht erfolgt. Herr Oberbürgermeister Spec bewegt sich anscheinend lieber im illusionären Bereich von Seilbahnen und intermodulen Bahnhofsdrehscheiben.
Wir vergeben ein große Chance für die Innenstadt, wenn wir die Allee Lindenstraße nicht wiederherstellen, nur um einige Euro zu sparen, die dann für sinnlose Untersuchungen rausgeworfen werden.