Informationsabend "Vom Wert alter Bäume"
Innenentwicklung vor Außenentwicklung ist ein gern benutztes Schlagwort auch in Ludwigsburg , um die Versiegelung von Ackerland und Erholungsflächen im Außenbereich einzuschränken. Wir brauchen aber auch im bebauten Bereich aus ökologischen und sozialen Gründen Erhalt und Entwicklung bedeutender Grünflächen. Stichworte wie Klima,Luftschadstoff- und Lärmbelastung sind heute in aller Munde.
Die Königsallee in Ludwigsburg in Oktober 2012. Der Wert der Alleenbäume für das Ludwigsburger Stadtklima ist selbst in Geld kaum zu ermessen.Das Bild der Stadt Ludwigsburg ist von seiner Gründungsgeschichte her geprägt durch den Baumbestand an Straßen und Alleen, im Blühenden Barock rund um das Schloß wie im Salonwald, im Naturschutzgebiet Favoritepark und im Landschaftsschutzgebiet Marienwahl, an der Stadtautobahn B 27 wie in der Salon- oder Alt-Württemberg-Allee. Nicht nur Gebäude, Straßen und Kanäle gehören zu den Vermögenswerten einer Stadt, die erhalten und gepflegt werden müssen.
Auch alte Bäume haben einen Wert, der mit Geld zu berechnen ist.
Holzwertzuwachs, Früchte, Windschutz, Lebensraum auch für bedrohte Arten, Schattenspenden, Produktion von Sauerstoff für einen Menschen ergeben nach Berechnungen von Fachleuten (Landwirtschaftskammer Westfalen-Lippe) eine volkswirtschaftliche Leistung eines einzigen 100 Jahre alten Baumes von 67.000 Euro.
Der BUND Ortsverband Ludwigsburg will diese Zusammenhänge stärker bewußt machen. Dazu veranstaltete er am 28. September 2012 einen Informations- und Diskussionsabend zum Thema „Vom Wert alter Bäume“ im Staatsarchiv Ludwigsburg. Referent war Hartmut Neidlein, öffentlich bestellter Sachverständiger für die Verkehrssicherheit von Bäumen, für Baumschäden und Gehölzwert. Neidlein hat seit 20 Jahren maßgeblich zur Weiterentwicklung der Baumpflege beigetragen, er setzt sich für den Erhalt und den Schutz von Bäumen in der Stadt, von Alleen und Naturdenkmalen ein.
Neidlein konnte dem staunenden Publikum die erheblichen Geldwerte der Ludwigsburger Bäume bildhaft vor Augen führen: vorsichtig geschätzt kommen die 20.000 Bäume im Ludwigsburger Stadtgebiet auf einen Wert von 50 Millionen Euro. Diese Zahlen orientieren sich vor allem an den Summen, die bei Sachbeschädigungen von den Versicherungen errechnet werden, der wahre Wert dürfte laut Neidlein noch viel höher liegen. Obendrein werde ein Stadtbaum durchschnittlich nur 60 Jahre alt, was für einen Baum überhaupt kein Alter sei, immerhin können etwa eine Eiche oder eine Sommerlinde gut 1000 Jahre alt werden. Wenn es der Stadt gelingen würde, dieses durchschnittliche Lebensalter der Bäume im Stadtgebiet auch nur auf 80 Jahre zu erhöhen, würde sie damit schon einen enormen Gewinn machen - von der Verbesserung des Stadtklimas einmal ganz zu schweigen.
Eine einzige hundertjährige Buche entfernt pro Tag 18 Kilogramm Kohlendioxid aus der Luft - so viel wie zehn Autos bei je zehn Kilometern Stadtfahrt durchschnittlich produzieren. Obendrein produziert die Buche täglich 400 Liter Wasser, verbessert damit das Stadtklima und bindet Feinstäube, und gibt 13 Kilogramm Sauerstoff an die Luft ab, was dem Tagesbedarf von zehn Menschen entspricht. Je älter der Baum wird, desto mehr leistet er für das Stadtklima. Um eine einzige solche Buche nach der Fällung zu ersetzen, müssten 2000 Jungbäume gepflanzt werden. Mehr Grün in der Stadt ist eindeutig der wirkungsvollste Weg für eine Stadt, wenn sie verhindern will, dass ihren Einwohnern im wahrsten Sinne die Luft zum Atmen ausgeht.
Auf seiner Sitzung im November 2012 hat der Vorstand des BUND Ortsverbandes Ludwigsburg beschlossen, den Vortrag Hartmut Neidleins "Vom Wert alter Bäume" als Informationsbroschüre herauszugeben.
Die Königsallee in Ludwigsburg in Oktober 2012. Der Wert der Alleenbäume für das Ludwigsburger Stadtklima ist selbst in Geld kaum zu ermessen.
Auf seiner Sitzung im November 2012 hat der Vorstand des Ortsverbandes beschlossen, den Vortrag Hartmut Neidleins "Vom Wert alter Bäume" als Informationsbroschüre herauszugeben.