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BUND-Stellungnahme zu aktuellen Umweltthemen in Ludwigsburg (29.11.2017)

Drei für die künftige Entwicklung der Stadt Ludwigsburg entscheidende Themen werden im Augenblick in der Öffentlichkeit heftig und kontrovers diskutiert: das Flächensparen, der Artenschutz und die Bewahrung von geschützten Grünflächen vor zerstörender Nutzung.


Zur allgemeinen Überraschung wollte die Stadtverwaltung Anfang November in einer kurzfristig angesetzten gemeinsamen Sitzung des Sozial- und des Bauausschusses eine Entscheidung über Baumaßnahmen durchsetzen, die für Flächen geplant waren, die bisher als Frei- und Grünflächen in der Weststadt, in der Südstadt und in Hoheneck genutzt werden. Anlass ist die seit Jahren bekannte Anschlußunterbringung von anerkannten Flüchtlingen. Sie kann laut Amt für Sicherheit und Ordnung und seines neugewählten Leiters nur auf Standorten im grünen Innenbereich Stuttgarter Straße/Jägerstraße, auf einer Grünfläche an der Osterholzallee/ Strombergstraße, auf einem Bolzplatz hinter der Hohenecker Bürgerhalle und auf einer Grünfläche im Kleinen Feldle in Pflugfelden nahe der Autobahn erfolgen. Eine Begründung gibt es weder für die Zahl (es werden 600 Personen genannt ) noch für die Behauptung, dass es keine andern Flächen in Ludwigsburg gebe.
Wir vom BUND Ludwigsburg sind der Auffassung, dass es genügend Auswahlmöglichkeiten gibt. Fünf Bebauungspläne sind in Ludwigsburg im Aufstellungsprozeß, die in Frage kommen: im Bereich Fuchshof zwischen Oststadt und Oßweil, an der Schloßstraße hinter den zwei noch stehenden denkmalgeschützten Gebäuden, Jägerhofkaserne (Wohnbau Ludwigsburg), Schönbeinstraße (Strenger-Immobilien), Bebauungsplan Schauinsland in Neckarweihingen.
Gemäß den beschlossenen Prinzipien von dezentraler und menschenwürdiger Unterbringung ist es sinnvoll, die Betroffenen in normale Wohngebieten zu integrieren. Auch Investoren dürfen ihr Scherflein zu den Kosten der Flüchtlingsunterbringung beitragen. Ihre Gewinne werden dadurch nur unwesentlich geschmälert.
Schon seit langer Zeit ärgern sich die Umweltschützer vom BUND darüber, dass Investitionen in Zukunftsplanungen auf Kosten der Ökologie erfolgen und damit die Umweltbilanz verschlechtern. Beim Radweg Marbacher Straße soll der Umbau in wichtigen Teilbereichen, zum Beispiel bei der Einmündung Bottwartalstraße beim Favoritepark, wie seit Jahrzehnten üblich, nicht auf Kosten des KFZ-Verkehrs, sondern auf Kosten der Begrünung und der Fußgänger erfolgen.
Wenn Flüchtlinge oder Zirkusunternehmen untergebracht werden sollen, werden sie oft in der unmittelbaren Umgebung des Favoriteparks angesiedelt.

Naherholungsflächen werden versiegelt, obwohl die Gutachteraussagen zum Klimakonzept der Stadt davon ausgehen, dass die Grünflächen in der Gesamtstadt dringend erweitert werden müssen, um die Folgen des Klimawandels für die Menschen in den Griff zu bekommen.
Eine große Solaranlage soll in der Südstadt ausgerechnet in einem Gebiet entstehen, in dem eine letzte Population streng geschützter Eidechsen lebt. „Sie werden ihren Platz bekommen“, weiß der für Umweltfragen zuständige Baubürgermeister auf Nachfrage nach dem Verbleib der Reptilien zu trösten. Er kennt natürlich die Tatsachen nicht, zum Beispiel, dass 2013 im Zuge von Stuttgart 21 mehr als 100 dieser an trockenen Standorten lebenden Tiere nach Steinheim umgesiedelt wurden. Im Jahr 2015 hatten zwei Tiere diese Aktion überlebt. Leitende Kommunalbeamte können in Sonntagsreden immer besonders eindrucksvoll über das Artensterben lamentieren und den eigenen Beitrag dazu völlig vergessen.


Die Stadt Ludwigsburg rühmt sich in vielen Broschüren, im Jahr 2014 den Nachhaltigkeitspreis der Allianzstiftung gewonnen zu haben. Dieses Ereignis beweist geschickte Öffentlichkeitsarbeit, aber noch lange keine nachhaltige Umweltpolitik. Es wäre dringend an der Zeit, die Zielrichtung zu ändern und wenigstens zu versuchen, ökologische Probleme und ihre Vernetzungen in den griff zu bekommen statt nach wie vor auch im Jahr 2018 laut von Nachhaltigkeit zu reden, aber beim alltäglichen Handeln in viel zu vielen Fällen Wirtschaftsförderung für die Unternehmen zu betreiben, die davon profitieren. Die geplanten Erweiterungen der Firmen Lidl in der Oststadt und Möbel-Lutz in Eglosheim sind schlagende Beispiele dafür.