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Wert alter Bäume?


Bäume spielen in der Außendarstellung der Ludwigsburger Verwaltungsspitze durchaus eine Rolle. „Besuchen Sie Ludwigsburg - die Stadt der Schlösser und Alleen“ können Sie in Fellbach oder am Bodensee auf wunderschönen Tourismus-Werbeplakaten lesen. In der Stadt selbst haben die Schlösser bisher mehr deshalb überlebt, weil sie im Besitz des Landes sind, das schon zu Zeiten der CDU-Regierung viel für ihren Erhalt getan hat.
Die Alleen aber und alle anderen Bäume gehören in die Daseinsvorsorge der Stadtverwaltung Ludwigsburg, und so sehen sie auch aus.
Seit mehr als 10 (in Worten zehn) Jahren gibt es einen Alleenrahmenplan, in dem kurz- mittel- und langfristige Sanierungsmaßnahmen für die unter Denkmalschutz stehenden Alleenbäume aufgelistet sind. In keinem Haushaltsplan seit dem Amtsantritt von Oberbürgermeister Spec waren mehr als 300.000 Euro für den Erhalt von denkmalgeschützten und anderen Baumbeständen enthalten, angesichts der Sanierungskosten von 1,8 Millionen für eine einzige von 23 Alleen (Stand 2008!) weniger als ein Nasenwasser.
Alte Bäume haben keinen Wert, sie sind ein Kostenfaktor und müssen deshalb beseitigt werden. Zitat von OB Spec, als es 2007 um 40.000 Euro für die jahrelang nicht geschnittenen 130 Jahre alten Platanen in der Seestraße ging: „Für das gleiche Geld kann ich 100 junge Bäume pflanzen.“
Diese Denkweise in möglichst großen Zahlen statt Wertberechnungen haben Bürger- und Oberbürgermeister noch heute.
Zwei Beispiele: 1. Zwischen Schillerstraße und Parkdeck Bahnhofstraße (ehemaliger Kleemannscher Garten hinter dem ehemaligen Gebäude der Deutschen Bank in der Schillerstraße 9) soll ein Fußweg entstehen. Bei der vorgesehenen Planung des an sich wünschenswerten Vorhabens fallen angeblich 5 Parkplätze weg. Deshalb sollen die dort in einer Ecke noch erhaltenen alten, aber gesunden Linden zwecks Anlage von Ersatzparkplätzen gefällt werden. Die Stadt sprach zuerst von 3 Linden, jetzt ist es angeblich nur noch eine. Jeder, der etwas von Bäumen versteht, weiß natürlich, daß die Wurzeln aller 3 Bäume die Bauarbeiten nicht überstehen werden.
Eine Ortsbesichtigung - immer sehr zu empfehlen - und ein vom Parkdeck aus geschossenes Foto der betroffenen Flächen zeigen:


Parkdeck am Bahnhof LudwigsburgParkdeck am Bahnhof Ludwigsburg1. Die Fußweganbindung ist bereits vorhanden, nur in sehr provisorischer Form (Durchgang mit Fahrverbotszeichen).

2. Es gibt in dem betonierten Bereich hinter der ehemaligen Deutschen Bank 2 ausgewiesene Parkplätze, die aber von der Planung nicht berührt werden. Sie gehören zu einem Geschäft in der Myliusstraße. In einer Gemeinderatsvorlage aus dem Jahr 2013 ist ein Plan enthalten (s. Plan unten), in dem auf der südlich an das Gebäude Schillerstraße 9 anschließenden Fläche 544 fünf Parkplätze in gestalteter Form eingezeichnet sind, die es aber, wie auf dem obigen Foto erkennbar, (Stand 26.2.2014) nicht gibt. Wenn diese Anlage zu der Planung des Fußweges gehört, wären die Kosten von 188.000 Euro wenigstens nachvollziehbar.

Es ist unverständlich, warum die Stadt Ludwigsburg kurz nach Verkauf des Grundstücks Nr. 544 an die ehemalige CDU-Stadträtin Molly S. im Jahr 2013 auf ihr Vorkaufsrecht verzichtet hat. Ein kommunales Vorkaufsrecht soll der Sicherung städtebaulicher Ziele wie zum Beispiel einer auch 2013 schon geplanten Fußweganbindung dienen. Das Grundstück wurde 1979 von der Deutschen Bank bebaut, auf der Südseite existiert bis heute eine unbebaute freie Fläche mit nicht existierenden Stellplätzen (s. Foto links). Der damalige Ludwigsburger Baubürgermeister Albrecht Bogner (CDU) hat die Deutsche Bank mit allen Kräften beim Bau des unmaßstäblichen Betonklotzes unterstützt.

Parkplatzplan Gebäude Schillerstraße 9Parkplatzplan Gebäude Schillerstraße 9
Weniger unverständlich ist die Energie, mit der sich die CDU-Fraktion für die Interessen ihres ehemaligen Fraktionsmitgliedes und der heutigen Grundstücksbesitzerin Molly S. einsetzt. Nachdem der Bauausschuß die Fällung der Bäume für die Anlage von Parkplätzen abgelehnt hatte, beantragte die CDU eine Abstimmung im Gemeinderat. Durch die überraschende Kehrtwendung der Freien Wähler mit der Bankkauffrau Helga Schneller an der Spitze, erreichte die CDU am 26.2.2014 den Beschluß über das Abholzen der Bäume. Am 27. Februar 2014 hat dann die Grundstückseigentümerin S. die Zustimmung zum Bau der Passage wegen der angeblich "emotionalen Diskussion" im Ausschuß Bauen, Technik, Umwelt BTU zurückgezogen. Nun könnte eigentlich auch die Stadt Ludwigsburg ihren Verzicht auf das Vorkaufsrecht zurückziehen.
Es muß dringend geklärt werden, wo sich die 5 Parkplätze befinden, für die die drei Bäume gefällt werden sollen. Für nicht ausgewiesene Parkplätze ist ein Ersatz nicht nötig. Dann brauchen auch die letzten gesunden Bäume des Kleemannschen Gartens nicht Geschäftsinteressen weichen. LUBU-Stadträtin Elga Burkhardt hat am 2. März 2014 eine Anfrage nach dem Standort der fünf angeblich wegfallenden Parkplätze gestellt.
Noch viel notwendiger wäre allerdings die städtebauliche Sanierung dieses Innengeländes zwischen Schiller- und Myliusstraße. Man glaubt, sich in einem Slum-Viertel in der Bronx zu befinden statt in der Innenstadt der berühmten Barockstadt Ludwigsburg.
Der Gemeinderat der Stadt Ludwigsburg hatte übrigens bei seiner Beschlußfassung über den Fußweg im Jahr 2013 in zwei Vorlagen keinerlei Information über das Entscheidungskriterium „Parkplätze statt Bäume“ bekommen.

Zweites Beispiel:  Am Reithausplatz und in der Kronenstraße stehen 7 nach der Erbauung des Marstallcenters vor 40 Jahren in Reihe gepflanzte Platanen. Die gerade Ausrichtung sollte wohl ein wenig an die Ludwigsburger Alleen erinnern. Die Bäume weisen nach Aussage eines befragten Fachmannes keinerlei Schäden auf. Lediglich ihr Wurzelbereich müßte in die jetzt anstehende Umbauplanung besser eingebunden werden, ein Schnitt täte ihnen auch gut. Beides ist kein Problem, wenn man die Bäume nicht als Störfaktor, sondern als Qualitätsmerkmal eines Stadtquartiers betrachtet.
Da die Vorgaben zur Planung noch von Ex-Baubürgermeister Schmid stammten, werden nur drei dieser gesunden sieben Bäume den Umbau des Reithausplatzes überleben. Die vier anderen, einer davon prächtig gewachsen, sind bereits der Säge zum Opfer gefallen. Sie könnten ja ECE- Werbung an der Fassade verdecken. Außerdem passen sie nicht zum Außenbereich der Gaststätte "Zum Roßknecht" deren Gedeih Herrn Schmid immer besonders am Herzen lag, seitdem der Pächter bei seiner Bewerbung um den "Ratskeller" nicht zum Zuge kam.